Das Wasser des Lebens Grimms Märchen

Das Wasser des Lebens Grimms Märchen

Wasser des Lebens
Es war einmal ein König, der war krank, und niemand glaubte, dass er mit dem Leben davonkäme. Er hatte aber drei Söhne, die waren darüber betrübt, gingen hinunter in den Schlossgarten und weinten. Da begegnete ihnen ein alter Mann, der fragte sie nach ihrem Kummer. Sie sagten ihm, ihr Vater wäre so krank, dass er wohl sterben würde, denn es wollte ihm nichts helfen. Da sprach der Alte: „Ich weiß noch ein Mittel, das ist das Wasser des Lebens; wenn er davon trinkt, so wird er wieder gesund; es ist aber schwer zu finden.“ Der älteste sagte: „Ich will es schon finden“, ging zum kranken König und bat ihn, er möchte ihm erlauben, auszuziehen, um das Wasser des Lebens zu suchen, denn das könnte ihn allein heilen. „Nein“, sprach der König, „die Gefahr dabei ist zu groß, lieber will ich sterben.“ Er bat aber so lange, bis der König einwilligte.
Der Prinz dachte in seinem Herzen: „Bringe ich das Wasser, so bin ich meinem Vater der liebste und erbe das Reich.“


Also machte er sich auf, und als er eine Zeitlang fortgeritten war, stand da ein Zwerg auf dem Wege, der rief ihn an und sprach: „Wo hinaus so geschwind?“ – „Dummer Knirps“, sagte der Prinz ganz stolz, „das brauchst du nicht wissen“, und ritt weiter. Das kleine Männchen aber war zornig geworden und hatte einen bösen Wunsch getan. Der Prinz geriet bald hernach in eine Bergschlucht, und je weiter er ritt, je enger taten sich die Berge zusammen, und endlich ward der Weg so eng, dass er keinen Schritt weiterkonnte; es war nicht möglich, das Pferd zu wenden oder aus dem Sattel zu steigen, und er saß da wie eingesperrt. Der kranke König wartete lange Zeit auf ihn, aber er kam nicht. Da sagte der zweite Sohn: „Vater, lass mich ausziehen und das Wasser suchen“, und dachte bei sich:
„Ist mein Bruder tot, so fällt das Reich mir zu.“ Der König wollte ihn anfangs auch nicht ziehen lassen, endlich gab er nach.

Der Prinz zog also auf demselben Wege fort, den sein Bruder eingeschlagen hatte, und begegnete auch dem Zwerg, der ihn anhielt und fragte, wohin er so eilig wolle. „Kleiner Knirps“, sagte der Prinz, „das brauchst du nicht zu wissen“, und ritt fort, ohne sich weiter umzusehen. Aber der Zwerg verwünschte ihn, und er geriet wie der andere in eine Bergschlucht und konnte nicht vorwärts noch rückwärts. So geht’s aber den Hochmütigen.
Als auch der zweite Sohn ausblieb, erbot sich der jüngste, auszuziehen und das Wasser zu holen, und der König musste ihn endlich ziehen lassen.
Als er dem Zwerg begegnete und dieser fragte, wohin er so eilig wolle, so hielt er an, gab ihm Rede und Antwort und sagte: „Ich suche das Wasser des Lebens, denn mein Vater ist sterbenskrank.“ – „Weißt du auch, wo das zu finden ist?“ fragte der Zwerg. „Nein“, antwortete der Prinz. „So hör‘ zu“, sagte der Zwerg. „Weil du dich betragen hast, wie sich’s geziemt, nicht übermütig wie deine falschen Brüder, will ich dir Auskunft geben und dir sagen, wie du zu dem Wasser des Lebens gelangst.

Es quillt aus einem Brunnen in dem Hofe eines verwünschten Schlosses, aber du dringst nicht hinein, wenn ich dir nicht eine eiserne Rute gebe und zwei Laibchen Brot. Mit der Rote schlag‘ dreimal an das eiserne Tor des Schlosses, so wird es aufspringen. Inwendig liegen zwei Löwen, die den Rachen aufsperren; wenn du aber jedem ein Brot hineinwirfst, so werden sie still, und dann eile dich und hol‘ von dem Wasser des Lebens, bevor es zwölf schlägt, sonst schlägt das Tor wieder zu und du bist eingesperrt.“
Der Prinz dankte ihm, nahm die Rute und das Brot und machte sich auf den Weg. Und als er anlangte, war alles so, wie der Zwerg gesagt hatte. Das Tor sprang beim dritten Rutenschlag auf, und als er die Löwen mit dem Brote besänftigt hatte, trat er in das Schloss und kam in einen großen, schönen Saal; darin saßen verwünschte Prinzen, denen zog er die Ringe vom Finger, dann lag da ein Schwert und ein Brot, das nahm er weg.
Und weiter kam er in ein Zimmer, darin stand eine schöne Jungfrau, die freute sich, als sie ihn sah, küsste ihn und sagte, er hätte sie erlöst und sollte ihr ganzes Reich haben, und wenn er in einem Jahre wiederkäme, so sollte ihre Hochzeit gefeiert werden. Dann sagte sie ihm auch, wo der Brunnen wäre mit dem Lebenswasser, er müsste sich aber eilen und daraus schöpfen, eh‘ es zwölf schlüge.

Da ging er weiter und kam endlich in ein Zimmer, wo ein schönes frischgedecktes Bett stand, und weil er müde war, wollte er erst ein wenig ausruhen. Also legte er sich und schlief ein; als er erwachte, schlug es drei Viertel auf zwölf. Da sprang er ganz erschrocken auf, lief zu dem Brunnen und schöpfte daraus mit einem Becher, der daneben stand, und eilte, dass er fortkam. Wie er eben zum eisernen Tor hinausging, da schlug’s zwölf, und das Tor schlug so heftig zu, dass es ihm noch ein Stück von der Ferse wegnahm.

Er aber war froh, dass er das Wasser des Lebens erlangt hatte, ging heimwärts und kam wieder an dem Zwerg vorbei. Als dieser das Schwert und das Brot sah, sprach er: „Damit hast du großes Gut gewonnen, mit dem Schwert kannst du ganze Heere schlagen, das Brot aber wird niemals alle.“


Der Prinz wollte ohne seine Brüder nicht zu dem Vater nach Hause kommen und sprach: „Lieber Zwerg, kannst du mir nicht sagen, wo meine zwei Brüder sind? Sie sind früher als ich nach dem Wasser des Lebens ausgezogen und sind nicht wiedergekommen.“ – „Zwischen zwei Bergen stecken sie eingeschlossen“, sprach der Zwerg, „dahin habe ich sie verwünscht, weil sie so übermütig waren.“ Da bat der Prinz so lange, bis der Zwerg sie wieder losließ, aber er warnte ihn und sprach: „Hüte dich vor ihnen, sie haben ein böses Herz.“

Als seine Brüder kamen, freute er sich und erzählte ihnen, wie es ihm ergangen sei, dass er das Wasser des Lebens gefunden und einen Becher voll mitgenommen und eine schöne Prinzessin erlöst hätte, die wollte ein Jahr lang auf ihn warten, dann sollte Hochzeit gehalten werden, und er bekäme ein großes Reich. Danach ritten sie zusammen fort und gerieten in ein Land, wo Hunger und Krieg war, und der König glaubte schon, er müsste verderben, so groß war die Not. Da ging der Prinz zu ihm und gab ihm das Brot, womit er sein ganzes Reich speiste und sättigte; und dann gab ihm der Prinz auch das Schwert, damit schlug er die Heere seiner Feinde und konnte nun in Ruhe und Frieden leben. Da nahm der Prinz sein Brot und sein Schwert wieder zurück, und die drei Brüder ritten weiter.
Sie kamen aber noch in zwei Länder, wo auch Hunger und Krieg herrschten, und da gab der Prinz den Königen jedes Mal sein Brot und Schwert und hatte nun drei Reiche gerettet. Und danach setzten sie sich auf ein Schiff und fuhren übers Meer. Während der Fahrt sprachen die beiden ältesten unter sich: „Der jüngste hat das Wasser des Lebens gefunden und wir nicht, dafür wird ihm unser Vater das Reich geben, das uns gebührt, und er wird unser Glück wegnehmen.“ Da wurden sie rachsüchtig und verabredeten miteinander, dass sie ihn verderben wollten. Sie warteten, bis er einmal fest eingeschlafen war, da gossen sie das Wasser des Lebens aus dem Becher und nahmen es für sich, ihm aber gossen sie bitteres Meerwasser hinein.

Als sie nun daheim ankamen brachte der jüngste dem kranken König seinen Becher, damit er daraus trinken und gesund werden sollte. Kaum aber hatte er ein wenig von dem bitteren Meerwasser getrunken, da wurde er noch kränker als zuvor. Und wie er darüber jammerte, kamen die beiden ältesten Söhne und klagten den jüngsten an, er hätte ihn vergiften wollen, sie brächten ihm das rechte Wasser des Lebens und reichten es ihm. Kaum hatte er davon getrunken, so fühlte er seine Krankheit verschwinden und war stark und gesund wie in seinen jungen Tagen.

Danach gingen die beiden zu dem jüngsten, verspotteten ihn und sagten: „Du hast zwar das Wasser des Lebens gefunden, aber du hast die Mühe gehabt und wir den Lohn; du hättest klüger sein und die Augen aufbehalten sollen; wir haben dir’s genommen, während du auf dem Meere eingeschlafen warst, und übers Jahr, da holt sich einer von uns die schöne Königstochter. Aber hüte dich, dass du nichts davon verrätst, der Vater glaubt dir doch nicht, und wenn du ein einziges Wort sagst, sollst du noch obendrein dein Leben verlieren, schweigst du aber, so soll dir’s geschenkt sein.“

Der alte König war zornig über seinen jüngsten Sohn und glaubte, er hätte ihm nach dem Leben getrachtet. Also ließ er den Hof versammeln und das Urteil über ihn sprechen, dass er heimlich sollte erschossen werden. Als der Prinz nun einmal auf die Jagd ritt und nichts Böses vermutete, musste des Königs Jäger mitgehen. Draußen, als sie ganz allein im Walde waren und der Jäger so traurig aussah, sagte der Prinz zu ihm: „Lieber Jäger, was fehlt dir?“ Der Jäger sprach: „Ich kann’s nicht sagen und soll es doch.“ Da sprach der Prinz: „Sage heraus, was es ist, ich will dir’s verzeihen.“ – „Ach“, sagte der Jäger, „ich soll Euch totschießen‘ der König hat mir’s befohlen.“ Da erschrak der Prinz und sprach: „Lieber Jäger, lass‘ mich leben, da geb‘ ich dir mein königliches Kleid, gib mir dafür dein schlechtes.“ Der Jäger sagte: „Das will ich gerne tun, ich hätte doch nicht nach Euch schießen können.“ Da tauschten sie die Kleider, und der Jäger ging heim, der Prinz aber ging weiter in den Wald hinein.

Über eine Zeit, da kamen zu dem alten König drei Wagen mit Gold und Edelsteinen für seinen jüngsten Sohn; sie waren aber von den drei Königen geschickt, die mit des Prinzen Schwert die Feinde geschlagen und mit seinem Brot ihr Land ernährt hatten und die sich dankbar bezeigen wollten. Da dachte der alte König: „Sollte mein Sohn unschuldig gewesen sein?“ und sprach zu seinen Leuten: „Wäre er noch am Leben, wie tut mir’s leid, dass ich ihn habe töten lassen!“ – „Er lebt noch“, sprach der Jäger, „ich konnte es nicht übers Herz bringen, Euern Befehl auszuführen“, und sagte dem König, wie es zugegangen war. Da fiel dem König ein Stein vom Herzen, und er ließ in allen Reichen verkündigen, sein Sohn dürfte wiederkommen und sollte in Gnaden aufgenommen werden.

Die Königstochter aber ließ eine Straße vor ihrem Schlosse machen, die war ganz golden und glänzend, und sagte ihren Leuten, wer darauf geradewegs zu ihr geritten käme, das wäre der rechte und den sollten sie einlassen, wer aber daneben käme, der wäre der rechte nicht, und den sollten sie auch nicht einlassen. Als nun die Zeit bald herum war, dachte der älteste, er wolle sich eilen, zur Königstochter gehen und sich für ihren Erlöser ausgeben, da bekäme er sie zur Gemahlin und das Reich dazu. Also ritt er fort, und als er vor das Schloss kam und die schöne goldene Straße sah, dachte er: „Das wäre jammerschade, wenn du darauf rittest“, lenkte ab und ritt rechts nebenher. Wie er aber vor das Tor kam, sagten die Leute zu ihm, er wäre der rechte nicht, er sollte wieder fortgehen.
Bald darauf machte sich der zweite Prinz auf, und wie der zur goldenen Straße kam und das Pferd den einen Fuß darauf gesetzt hatte, dachte er: „Es wäre jammerschade, das Pferd könnte etwas abtreten“, lenkte ab und ritt links nebenher. Wie er aber vor das Tor kam, sagten die Leute, er wäre der rechte nicht, er sollte wieder fortgehen.

Als nun das Jahr ganz herum war, wollte der dritte aus dem Walde fort zu seiner Liebsten reiten und bei ihr sein Leid vergessen. Also machte er sich auf und dachte immer an sie und wäre gern schon bei ihr gewesen, und sah die goldene Straße gar nicht. Da ritt sein Pferd mitten darüber hin, und als er vor das Tor kam, ward es aufgetan und die Königstochter empfing ihn mit Freuden und sagte, er wäre ihr Erlöser und der Herr des Königreichs; und ward die Hochzeit gehalten mit großer Glückseligkeit.
Und als sie vorbei war, erzählte sie ihm, dass sein Vater ihn zu sich entboten und ihm verziehen hätte. Da ritt er hin und sagte ihm alles, wie seine Brüder ihn betrogen und er doch dazu geschwiegen hätte. Der alte König wollte sie strafen, aber sie hatten sich aufs Meer gesetzt und waren fortgeschifft und kamen ihr Lebtag nicht wieder.

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Die Kristallkugel. Märchen

Die Kristallkugel

Die Kristallkugel. MärchenDieses recht unbekannte und schöne Märchen fasziniert durch die 4 Elemente die dem Märchenhelden begegnen. Wie er seine Aufgabe meistert und die Prinzessin erlöst, davon erzählt dieses Märchen.

Es war einmal eine Zauberin, die hatte drei Söhne, die sich brüderlich liebten; aber die Alte traute ihnen nicht und dachte, sie wollten ihr ihre Macht rauben. Da verwandelte sie den ältesten in einen Adler, der musste auf einem Felsengebirge hausen, und man sah ihn manchmal am Himmel in großen Kreisen auf- und niederschweben.

Den zweiten verwandelte sie in einen Walfisch, der lebte im tiefen Meer, und man sah nur, wie er zuweilen einen mächtigen Wasserstrahl in die Höhe warf. Beide hatten nur zwei Stunden jeden Tag ihre menschliche Gestalt.

Der dritte Sohn, da er fürchtete, sie möchte ihn auch in ein reißendes Tier verwandeln, in einen Bären oder einen Wolf, so ging er heimlich fort. Er hatte aber gehört, dass auf dem Schloss der goldenen Sonne eine verwünschte Königstochter säße, die auf Erlösung harrte: es müsste aber jeder sein Leben daran wagen, schon dreiundzwanzig Jünglinge wären eines jämmerlichen Todes gestorben und nur noch einer übrig, dann dürfte keiner mehr kommen. Und da sein Herz ohne Furcht war, so fasste er den Entschluss, das Schloss von der goldenen Sonne aufzusuchen.

Er war schon lange Zeit herumgezogen und hatte es nicht finden können, da geriet er in einen großen Wald und wusste nicht, wo der Ausgang war. Auf einmal erblickte er in der Ferne zwei Riesen, die winkten ihm mit der Hand, und als er zu ihnen kam, sprachen sie: „Wir streiten um einen Hut, wem er zugehören soll, und da wir beide gleich stark sind, so kann keiner den andern überwältigen; die kleinen Menschen sind klüger als wir, daher wollen wir dir die Entscheidung überlassen.“ „Wie könnt ihr euch um einen alten Hut streiten?“ sagte der Jüngling. „Du weißt nicht, was er für Eigenschaften hat, es ist ein Wünschhut, wer den aufsetzt, der kann sich hinwünschen, wohin er will, und im Augenblick ist er dort.“

„Gebt mir den Hut“, sagte der Jüngling, „ich will ein Stück Wegs gehen, und wenn ich euch dann rufe, so lauft um die Wette, und wer am ersten bei mir ist, dem soll er gehören.“ Er setzte den Hut auf und ging fort, dachte aber an die Königstochter, vergaß die Riesen und ging immer weiter.

Einmal seufzte er aus Herzensgrund und rief: „Ach, wäre ich doch auf dem Schloss der goldenen Sonne!“ Und kaum waren die Worte über seine Lippen, so stand er auf einem hohen Berg vor dem Tor des Schlosses.

Licht im Haus bringt Glück
Er trat hinein und ging durch alle Zimmer, bis er in dem letzten die Königstochter fand. Aber wie erschrak er, als er sie anblickte: sie hatte ein aschgraues Gesicht voll Runzeln, trübe Augen und rote Haare. „Seid Ihr die Königstochter, deren Schönheit alle Welt rühmt?“ rief er aus. „Ach“, erwiderte sie, „das ist meine Gestalt nicht, die Augen der Menschen können mich nur in dieser Hässlichkeit erblicken, aber damit du weißt, wie ich aussehe, so schau in den Spiegel, der lässt sich nicht irre machen, der zeigt dir mein Bild, wie es in Wahrheit ist.“ Sie gab ihm den Spiegel in die Hand, und er sah darin das Abbild der schönsten Jungfrau, die auf der Welt war, und sah, wie ihr vor Traurigkeit die Tränen über die Wangen rollten.

Da sprach er: „Wie kannst du erlöst werden? Ich scheue keine Gefahr.“ Sie sprach: „Wer die kristallne Kugel erlangt und hält sie dem Zauberer vor, der bricht damit seine Macht, und ich kehre in meine wahre Gestalt zurück. Ach“, setzte sie hinzu, „schon so mancher ist darum in seinen Tod gegangen, und du junges Blut, du jammerst mich, wenn du dich in die großen Gefährlichkeiten begibst.“

„Mich kann nichts abhalten“, sprach er, „aber sage mir, was ich tun muss.“ „Du sollst alles wissen“, sprach die Königstochter, „wenn du den Berg, auf dem das Schloss steht, hinabgehst, so wird unten an einer Quelle ein wilder Auerochs stehen, mit dem musst du kämpfen. Und wenn es dir glückt, ihn zu töten, so wird sich aus ihm ein feuriger Vogel erheben, der trägt in seinem Leib ein glühendes Ei, und in dem Ei steckt als Dotter die Kristallkugel. Er lässt aber das Ei nicht fallen, bis er dazu gedrängt wird, fällt es aber auf die Erde, so zündet es und verbrennt alles in seiner Nähe, und das Ei selbst zerschmilzt und mit ihm die kristallne Kugel, und all deine Mühe ist vergeblich gewesen.“
Der Jüngling stieg hinab zu der Quelle, wo der Auerochse schnaubte und ihn anbrüllte.

O Sonne meines Herzens
Nach langem Kampf stieß er ihm sein Schwert in den Leib, und er sank nieder. Augenblicklich erhob sich aus ihm der Feuervogel und wollte fortfliegen, aber der Adler, der Bruder des Jünglings, der zwischen den Wolken daherzog, stürzte auf ihn herab, jagte ihn nach dem Meer hin und stieß ihn mit seinem Schnabel an, so dass er in der Bedrängnis das Ei fallen ließ.

Es fiel aber nicht in das Meer, sondern auf eine Fischerhütte, die am Ufer stand, und die fing gleich an zu rauchen und wollte in Flammen aufgehen. Da erhoben sich im Meer haushohe Wellen, strömten über die Hütte und bezwangen das Feuer. Der andere Bruder, der Walfisch, war herangeschwommen und hatte das Wasser in die Höhe getrieben.

Als der Brand gelöscht war, suchte der Jüngling nach dem Ei und fand es glücklicherweise; es war noch nicht geschmolzen, aber die Schale war von der plötzlichen Abkühlung durch das kalte Wasser zerbröckelt, und er konnte die Kristallkugel unversehrt herausnehmen.

Als der Jüngling zu dem Zauberer ging und sie ihm vorhielt, so sagte dieser: „Meine Macht ist zerstört, und du bist von nun an der König vom Schloss der goldenen Sonne. Auch deinen Brüdern kannst du die menschliche Gestalt damit zurückgeben.“

Da eilte der Jüngling zu der Königstochter, und als er in ihr Zimmer trat, so stand sie da in vollem Glanz ihrer Schönheit, und beide wechselten voll Freude ihre Ringe miteinander.

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Dornröschen, die Urfassung der Brüder Grimm

 Dornröschen

DornröschenDie Brüder Grimm haben das Märchen Dornröschen, nachdem die erste Auflage der Märchen der Brüder Grimm veröffentlicht war, noch bearbeitet. Und sie haben dadurch um einiges gewonnen, denn die Grimms haben sie sinnvoll ergänzt.

Jedoch fragt man sich gelegentlich, weshalb sie manches nicht übernommen haben, was in der ursprünglichen Fassung, die ihnen mündlich überliefert wurde, geändert haben.

Hier bekommst Du also das schöne Märchen vom Dornröschen, wie es ursprünglich erzählt wurde:

Ein König und eine Königin kriegten gar keine Kinder. Eines Tages war die Königin im Bad, da kroch ein Krebs aus dem Wasser ans Land und sprach: „Du wirst bald eine Tochter bekommen.“

Und so geschah es auch und der König in der Freude hielt ein großes Fest und im Lande waren dreizehn Feen, er hatte aber nur zwölf goldene Teller und konnte also die dreizehnte nicht einladen.

Die Feen begabten sie mit allen Tugenden und Schönheiten. Wie nun das Fest zu Ende ging, so kam die dreizehnte Fee und sprach: „Ihr habt mich nicht gebeten und ich verkündige euch, dass eure Tochter in ihrem fünfzehnten Jahr sich an einer Spindel in den Finger stechen und daran sterben wird.“ Die anderen Feen wollten dies so gut noch machen, als sie konnten, und sagten, sie sollte nur hundert Jahre in Schlaf fallen. 

Der König ließ aber den Befehl ausgehen, dass alle Spindeln im ganzen Reich abgeschafft werden sollten, welches geschah, und als die Königstochter nun fünfzehnjährig war und eines Tages die Eltern ausgegangen waren, so ging sie im Schloss herum und gelangte endlich an einen alten Turm. In den Turm führte eine enge Treppe, da kam sie zu einer kleinen Tür, worin ein gelber Schlüssel steckte, den drehte sie um und kam in ein Stübchen, worin eine alte Frau ihren Flachs spann. Und sie scherzte mit der Frau und wollte auch spinnen. Da stach sie sich in die Spindel und fiel alsbald in einen tiefen Schlaf.

Da auch in dem Augenblick der König und der Hofstaat zurückgekommen war, so fing alles im Schloss an zu schlafen, bis auf die Fliegen an den Wänden. Und um das ganze Schloss zog sich eine Dornhecke, dass man nichts davon sah.

Nach langer langer Zeit kam ein Königssohn in das Land, dem erzählte ein alter Mann die Geschichte, die er sich erinnerte von seinem Großvater gehört zu haben, und dass schon viele versucht hätten, durch die Domen zu gehen, aber alle hängen geblieben wären. Als sich aber dieser Prinz der Dornhecke näherte, so taten sich alle Dornen vor ihm auf und vor ihm schienen sie Blumen zu sein, und hinter ihm wurden sie wieder zu Dornen.

Wie er nun in das Schloss kam, küsste er die schlafende Prinzessin und alles erwachte von dem Schlaf und die zwei heirateten sich und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch.

Dornröschen Urfassung aus dem Jahre 1810

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Grimms Märchen Weltkulturerbe. Vom Wert der Märchen.

Grimms Märchen Weltkulturerbe

Grimms Märchen Weltkulturerbe

Von der Wertschätzung der Märchen

Es ist doch sehr erfreulich, dass allgemein anerkannt wird, wie wertvoll und erhaltenswert Märchen sind. Das Märchenbuch ist nicht nur das weltweit meist verbreitete Buch, Märchen sind den Kindern wie den Erwachsenen Quelle der Freude, des Vertrauens in das Leben, sie schenken Trost und zeigen, dass es nach jedem Kummer weitergeht zu dem geünschten.

Es gibt noch Eltern, Großeltern und auch Pädagogen die wissen, wie gut Märchen den Kindern tun, wie sie sogar helfen:
– Anschluss zu finden an das Urvertrauen, das in jedem Menschen lebt,
– Konflikte zu lösen
– und die passenden Hilfen zu finden
die im Leben anstehen.

DIE WELT berichtet:

„Unesco setzt Grimms Märchen auf die Liste des Weltkulturerbes
Die Geschichten sind neben der Luther-Bibel das bekannteste und weltweit am meisten verbreitete Buch der deutschen Kulturgeschichte.

Die Kasseler Handexemplare der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm sind von der Unesco zum Weltdokumentenerbe erklärt worden. Das teilte die Stadt Kassel mit. Die Märchen der Brüder Grimm sind neben der Luther-Bibel das bekannteste und weltweit am meisten verbreitete Buch der deutschen Kulturgeschichte. Sie sind zugleich die erste systematische Zusammenfassung und wissenschaftliche Dokumentation der europäischen und orientalischen Märchentradition.“

Man anerkennt immer mehr welchen hohen Wert Märchen für die Menschen haben, deshalb hören die Kinder im Kindergarten und in der Schule wieder Märchen, manch ein Erwachsener nimmt sein Märchenbuch wieder zur Hand und blüht in seiner Seele auf, schöpft daraus neue Kräfte oder sogar neue Ideen und alte Menschen werden ansprechbarerer nachdem sie ein Märchen erlebt haben.

Märchen erzählen von den Höhen und Tiefen des Lebens, wie der Märchenheld oder die Märchenheldin sie meistert, sein/ihr Ziel erreicht und glücklich und zufrieden lebt. Verpassen Sie keine Gelegenheit Märchen zu hören, und lauschen Sie den Märchen-Erzählern, wenn sie in Ihrer Nähe erzählen und machen Sie sich gute Zeit mit Märchen lesen und Vorlesen. Wie wäre es mit einem Märchen-Rezept?

Kennst Du schon dieses Märchenrezept?
Grimms Märchen Weltkulturerbe

Wie Märchen helfen können wunde Seelen zu heilen erfahren Sie hier:
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In der Rubrik Märchen finden Sie verschiedene Märchen
zu Ihrem Vergnügen und zur Freude Ihrer Lieben:

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Hans Dumm. Märchen der Brüder Grimm

Hans Dumm

Hans Dumm. Märchen aus der Sammlung der Brüder Ggrimm

Die Grimms Märchen gehören zum Welt-Kulturerbe und das ist nur möglich, weil die Märchen vor 200 Jahren durch die Berüder Grimm aufgeschrieben und gesammelt wurden.

Das war wirklich eine gute Idee und genau zum rechten Zeitpunkt, denn sie wurden vom Mittelalter an nur mündlich weitergegeben. Wären sie damals nicht gesammelt worden, wären sie sicherlich verlorengegangenen. So sind sie den kleinen und großen Märchenfreunden zur Freude, erhalten geblieben und schenken uns nicht nur erfüllende, schöne Stunden sondern auch von der Weisheit des Lebens.

Das folgende Märchen ist in der 2. Fassung, die die übliche Ausgabe heutzutage ist, nicht mehr enthalten. Deshalb möchte ich euch dieses Märchen heute zukommen lassen, es ist nämlich sehr schön:

Es war ein König, der lebte mit seiner Tochter, die sein einziges Kind war, vergnügt.

Auf einmal aber brachte die Prinzessin ein Kind zur Welt, und niemand wusste, wer der Vater war; der König wusste lang nicht, was er anfangen sollte, am Ende befahl er, die Prinzessin solle mit dem Kind in die Kirche gehen, da sollte ihm eine Zitrone in die Hand gegeben werden, und wem es die reiche, solle der Vater des Kinds und Gemahl der Prinzessin sein.

Das geschah nun, doch war der Befehl gegeben, dass niemand als schöne Leute in die Kirche sollten eingelassen werden. Es war aber in der Stadt ein kleiner, schiefer und buckeliger Bursch, der nicht recht klug war und darum der Hans Dumm hieß, der drängte sich ungesehen zwischen den ändern auch in die Kirche, und wie das Kind die Zitrone austeilen sollte, so reichte es sie dem Hans Dumm.

Die Prinzessin war erschrocken, der König war so aufgebracht, dass er sie und das Kind mit dem Hans Dumm in eine Tonne stecken und aufs Meer setzen ließ.

Die Tonne schwamm bald fort, und wie sie allein auf dem Meere waren, klagte die Prinzessin und sagte: »Du garstiger, buckeliger, naseweiser Bub bist an meinem Unglück schuld, was hast du dich in die Kirche gedrängt, das Kind ging dich nichts an.« »O ja«, sagte Hans Dumm, »das ging mich wohl etwas an, denn ich habe es einmal gewünscht, dass du ein Kind bekämst, und was ich wünsche, das trifft ein.«

»Wenn das wahr ist, so wünsch uns doch was zu essen hierher.« »Das kann ich auch«, sagte Hans Dumm, wünschte sich aber eine Schüssel recht voll Kartoffel, die Prinzessin hätte gern etwas Besseres gehabt, aber weil sie so hungrig war, half sie ihm die Kartoffel essen.

Nachdem sie satt waren, sagte Hans Dumm: »Nun will ich uns ein schönes Schiff wünschen!«, und kaum hatte er das gesagt, so saßen sie in einem prächtigen Schiff, darin war alles zum Überfluss, was man nur verlangen konnte. Der Steuermann fuhr grad ans Land, und als sie ausstiegen, sagte Hans Dumm: »Nun soll ein Schloss dort stehen!« Da stand ein prächtiges Schloss, und Diener in Goldkleidern kamen und führten die Prinzessin und das Kind hinein, und als sie mitten in dem Saal waren, sagte Hans Dumm: »Nun wünsch ich, dass ich ein junger und kluger Prinz werde!« Da verlor sich sein Buckel, und er war schön und gerad und freundlich, und er gefiel der Prinzessin gut und ward ihr Gemahl.

So lebten sie lange Zeit vergnügt; da ritt einmal der alte König aus, verirrte sich und kam zu dem Schloss. Er verwunderte sich darüber, weil er es noch nie gesehen, und kehrte ein. Die Prinzessin erkannte gleich ihren Vater, er aber erkannte sie nicht, er dachte auch, sie sei schon längst im Meer ertrunken. Sie bewirtete ihn prächtig, und als er wieder nach Haus wollte, steckte sie ihm heimlich einen goldenen Becher in die Tasche.

Nachdem er aber fortgeritten war, schickte sie ein paar Reuter nach, die mussten ihn anhalten und untersuchen, ob er den goldenen Becher nicht gestohlen, und wie sie ihn in seiner Tasche fanden, brachten sie ihn mit zurück. Er schwur der Prinzessin, er habe ihn nicht gestohlen und wisse nicht, wie er in seine Tasche gekommen sei, »darum«, sagte sie, »muss man sich hüten, jemand gleich für schuldig zu halten«, und gab sich als seine Tochter zu erkennen.

Da freute sich der König, und sie lebten vergnügt zusammen, und nach seinem Tod ward Hans Dumm König.

HANS DUMM Märchen der Brüder Grimm, aus der Urfassung von 1812

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Rosenmärchen. Märchen von der Liebe.

Rosenmärchen Von dem Sommer- und dem Wintergarten
Wird der Kaufmann mitten im Winter
Rosen finden für seine jüngste Tochter, die die Blumen so sehr liebt?

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit für dieses schöne Märchen:

Ein Kaufmann wollte auf die Messe gehen, da fragte er seine drei Töchter, was er ihnen mitbringen sollte. 

Die älteste sprach: ,,Ein schönes Kleid“;
die zweite: ,,Ein paar hübsche Schuhe“,
die dritte: ,,Eine Rose“. 

Aber die Rose zu verschaffen, war etwas schweres, weil es mitten im Winter war, doch weil die jüngste die schönste war, und sie eine große Freude an den Blumen hatte, sagte der Vater, er wolle zusehen, ob er sie bekommen könne, und sich recht Mühe darum geben.

Als der Kaufmann wieder auf der Rückreise war, hatte er ein prächtiges Kleid für die älteste, und ein paar schöne Schuhe für die zweite, aber die Rose für die dritte hatte er nicht bekommen können, wenn er in einen Garten gegangen war, und nach Rosen gefragt, hatten die Leute ihn ausgelacht: ,,Ob er denn glaube, dass die Rosen im Schnee wüchsen.“

Das war ihm aber gar leid, und wie er darüber sann, ob er gar nichts für sein liebstes Kind mitbringen könne, kam er vor ein Schloss, und dabei war ein Garten, in dem war es halb Sommer und halb Winter, und auf der einen Seite blühten die schönsten Blumen gross und klein, und auf der andern war alles kahl und lag ein tiefer Schnee. Der Mann stieg vom Pferd herab, und wie er eine ganze Hecke voll Rosen auf der Sommerseite erblickte, war er froh, ging hinzu und brach eine ab, dann ritt er wieder fort. 

Rosenmärchen Er war schon ein Stück Wegs geritten, da hörte er etwas hinter sich herlaufen und schnaufen, er drehte sich um, und sah ein großes schwarzes Tier, das rief: ,,Du gibst mir meine Rose wieder, oder ich mach dich tot, du gibst mir meine Rose wieder, oder ich mach dich tot!“ 

Da sprach der Mann: ,,Ich bitte dich, lass mir die Rose, ich soll sie meiner Tochter mitbringen, die ist die Schönste auf der Welt.“ 

,,Meinetwegen, aber gib mir die schönste Tochter dafür zur Frau!“ Der Mann, um das Tier los zu werden, sagt ja, und dachte, das wird doch nicht kommen und sie fordern, das Tier aber rief noch hinter ihm drein: ,,In acht Tagen komm ich und hol meine Braut.“

Der Kaufmann brachte nun einer jeden Tochter mit, was sie gewünscht hatten; sie freuten sich auch alle darüber, am meisten aber die jüngste über die Rose. Nach acht Tagen saßen die drei Schwestern beisammen am Tisch, da kam etwas mit schwerem Gang die Treppe herauf und an die Türe und rief: ,,Macht auf! Macht auf“. 

Da machten sie auf, aber sie erschraken recht, als ein großes schwarzes Tier hereintrat. ,,Weil meine Braut nicht gekommen, und die Zeit herum ist, will ich mir sie selber holen.“ Damit ging es auf die jüngste Tochter zu und packte sie an. Sie fing an zu schreien, das half aber alles nichts, sie musste mit fort, und als der Vater nach Haus kam, war sein liebstes Kind geraubt. Das schwarze Tier aber trug die schöne Jungfrau in sein Schloss, da war’s gar wunderbar und schön, und Musikanten waren darin, die spielten auf, und unten war der Garten halb Sommer und halb Winter, und das Tier tat ihr alles zu Liebe, was es ihr nur an den Augen absehen konnte.

Rosenmärchen Sie aßen zusammen, und sie musste ihm aufschöpfen, sonst wollte es nicht essen, da ward sie dem Tier hold, und endlich hatte sie es recht lieb.  Einmal sagte sie zu ihm: ,,Mir ist so Angst, ich weiß nicht recht warum, aber mir ist, als wär mein Vater krank, oder eine von meinen Schwestern, könnte ich sie nur ein einziges mal sehen!“ 

Da führte sie das Tier zu einem Spiegel und sagte: ,,Da schau hinein“, und wie sie hineinschaute, war es recht als wäre sie zu Haus; sie sah ihre Stube und ihren Vater, der war wirklich krank aus Herzeleid, weil er sich Schuld gab, dass sein liebstes Kind von einem wilden Tier geraubt und gar von ihm aufgefressen sei, hätte er gewusst, wie gut es ihm ging, so hätte er sich nicht betrübt; auch ihre zwei Schwestern sah sie am Bett sitzen, die weinten.

Von dem allen war ihr Herz ganz schwer, und sie bat das Tier, es sollte sie nur ein paar Tage wieder heim gehen lassen. Das Tier wollte lange nicht, endlich aber, wie sie so jammerte, hatte es Mitleid mit ihr und sagte: ,,Geh hin zu deinem Vater, aber versprich mir, dass du in acht Tagen wieder da sein willst.“ Sie versprach es ihm, und als sie fort ging, rief es noch: ,,Bleib aber ja nicht länger als acht Tage aus.“

Rosenmärchen Wie sie heim kam, freute sich ihr Vater, dass er sie noch einmal sähe, aber die Krankheit und das Leid haften schon zu sehr an seinem Herzen gefressen, dass er nicht wieder gesund werden konnte, und nach ein paar Tagen starb er. Da konnte sie an nichts anderes denken vor Traurigkeit, und hernach ward ihr Vater begraben, da ging sie mit zur Leiche, und dann weinten die Schwestern zusammen und trösteten sich, und als sie endlich wieder an ihr liebes Tier dachte, da waren schon längst die acht Tage herum. Da ward ihr etwas Angst, und es war ihr, als sei das auch krank, und sie machte sich gleich auf und ging wieder hin zu seinem Schloss. Wie sie aber wieder ankam, war’s ganz still und traurig darin, die Musikanten spielten nicht, und alles war mit schwarzem Flor behangen.  Der Garten aber war ganz Winter und von Schnee bedeckt. 

Und wie sie das Tier selber suchte, war es fort, und sie suchte aller Orten, aber sie konnte es nicht finden. 

Da war sie doppelt traurig, und wusste sich nicht zu trösten, und einmal ging sie so traurig im Garten, und sah einen Haufen Kohlhäupter, die waren oben schon alt und faul, da legte sie die herum, und wie sie ein paar umgedreht hatte, sah sie ihr liebes Tier, das lag darunter und war tot. Geschwind holte sie Wasser und begoss es damit unaufhörlich, da sprang es auf und war auf einmal verwandelt und ein schöner Prinz. Da ward Hochzeit gehalten und die Musikanten spielten gleich wieder, die Sommerseite im Garten kam prächtig hervor, und der schwarze Flor ward abgerissen, und sie lebten vergnügt miteinander immerdar.

Von dem Sommer- und dem Wintergarten
Aus der Urfassung der Märchen der Brüder Grimm

 

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Der Kaufmann hat Hilfe gesucht und gefunden!

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Die Weiße Taube. Märchen.

Die weiße Taube. Märchen

Weiße Taube
Ohne Poesie lässt sich nichts in der Welt wirken:

Poesie aber ist Märchen.
Johann Wolfgang von Goethe

Vor eines Königs Palast stand ein prächtiger Birnbaum, der trug jedes Jahr die schönsten Früchte, aber wenn sie reif waren, wurden sie in der Nacht alle geholt, und kein Mensch wusste, wer es getan hatte. Der König aber hatte drei Söhne, davon ward der jüngste für einfältig gehalten und hieß der Dummling.

Da befahl er dem ältesten, er solle ein Jahr lang alle Nacht unter dem Birnbaum wachen, damit der Dieb einmal entdeckt werde. Der tat das auch und wachte alle Nacht, der Baum blühte und war ganz voll von Früchten, und wie sie anfingen reif zu werden, wachte er noch fleißiger, und endlich waren sie ganz reif und sollten am anderen Tag abgebrochen werden. In der letzten Nacht aber überfiel ihn ein Schlaf, und wie er aufwachte, waren alle Früchte fort und nur die Blätter noch übrig.

Da befahl der König dem zweiten Sohn, ein Jahr zu wachen. Dem ging es nicht besser als dem ersten; in der letzten Nacht konnte er sich des Schlafes gar nicht erwehren, und am Morgen waren die Birnen alle abgebrochen.

Endlich befahl der König dem Dummling, ein Jahr zu wachen, darüber lachten alle, die an des Königs Hof waren. Der Dummling aber wachte, und in der letzten Nacht wehrt’ er sich den Schlaf ab, da sah er, wie eine weiße Taube geflogen kam, eine Birne nach der anderen abpickte und fort trug. Und als sie mit der letzten fort flog, stand der Dummling auf und ging ihr nach.

Die Taube flog aber auf einen hohen Berg und verschwand auf einmal in einem Felsenritz. Der Dummling sah sich um, da stand ein kleines graues Männchen neben ihm, zu dem sprach er: “Gott gesegne dich!” “Gott hat mich gesegnet in diesem Augenblick durch diese deine Worte”, antwortete das Männchen, ”denn sie haben mich erlöst. Steig du in den Felsen hinab, da wirst du dein Glück finden.”

Der Dummling trat in den Felsen, viele Stufen führten ihn hinunter, und wie er unten hinkam, sah er die weiße Taube ganz von Spinnweben umstrickt und zugewebt. Wie sie ihn aber erblickte, brach sie hindurch, und als sie den letzten Faden zerrissen, stand eine schöne Prinzessin vor ihm, die hatte er auch erlöst, und sie ward seine Gemahlin und er ein reicher König und regierte sein Land mit Weisheit.

Die Weiße Taube. Märchen der Brüdern Grimm

 

 

Märchen der Brüdern Grimm

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